Als ich mir vor ca. 10 Jahren den Titel „Achtsames Reiten“ erwählt habe, war Achtsamkeit noch ein Begriff, der wenig verwendet wurde. Bis dahin hat „achtsam sein“ im Deutschen eher die Bedeutung von vorsichtig, umsichtig sein gehabt. Erst durch die Niederschriften von Thich Nhat Hanh und JonKabat-Zinn gelangte der Begriff „Achtsamkeit“ in der Übersetzung von „Mindfullness“ zu uns. Es fällt aber – glaube ich – immer noch schwer eine konkrete Definition zu finden.(https://de.wikipedia.org/wiki/Achtsamkeit_(mindfulness)
Leider ist es dadurch inzwischen zu einem Allerwelts-Wort geworden, was ich sehr schade finde. Aber ja, tatsächlich ist es auch so, dass wir eigentlich jede Tätigkeit achtsam machen können, jedes Gefühl achtsam wahrnehmen könnten – durchaus auch unangenehme, unerwünschte Gefühle. Und genau darum geht es: Die ganz alltäglichen Dinge einmal bewusst mit allen Sinnen, langsam, aufmerksam auszuführen. Sich nicht ablenken zu lassen, Bewertungen und Eindrücke einfach anzunehmen, Gefühle unzensiert zuzulassen und zu beobachten. Dafür ist eigentlich keine besondere Meditationspraxis notwendig. Trotzdem fällt es uns in unserem vielschichtigen Alltag schwer, wirklich bei der Sache zu bleiben. Multitasking ist praktisch das Gegenteil von Achtsamkeit.
Zur Übung oder zum Ausprobieren kann man einfach mal achtsam abspülen, achtsam etwas reparieren, achtsam durch eine Gärtnerei schlendern, sich auf eine Parkbank setzen – nur einfach wahrnehmen, was um mich herum und in mir drin dabei passiert. Jeder Eindruck ist wertvoll, jeder Gedanke darf beobachtet werden.
Und wieso jetzt „Achtsam reiten“? Weil es eine Tätigkeit wie jede andere ist. Oder weil es gerade mal eine Tätigkeit ist, die anders ist als alle anderen? „Achtsam reiten“ war nur die Abkürzung, um einen einfachen Begriff zu finden. Bei „Achtsam reiten“ geht es – wie bei jeder anderen achtsam ausgeführten Tätigkeit – um mehr. Kontaktaufnahme, Bewegung, Gefühle, Umgebung, Einflüsse, Gerüche, Bewegt werden, Entscheidungen treffen, Abschied nehmen ……
Und dann ging und geht es mir noch darum, einen anderen Weg im Umgang mit Pferden aufzuzeigen. Einen Weg jenseits von Dominanz, Anspannung, Stress.
Die gängige Achtsamkeits-Praxis hat ihren Ursprung im Buddhismus und ein wesentlicher Aspekt ist Mitgefühl mit allem, was uns umgibt – und auch mit uns selbst.