Neuer Reitplatz und ein Beitrag zum Thema „Galopp“

Unser neu gestalteter Reitplatz eröffnet gute Möglichkeiten vor allem für die geübten Reiterinnen, jetzt mal ein bisschen Tempo zu machen. Auch für Bodenübungen am langen Seil oder für Freiarbeit ist er gut geeignet. Die Einzäunung ist momentan noch etwas provisorisch – aber das wird noch!

Zum Thema Tempo möchte ich bei dieser Gelegenheit gerne ein kleines Statement abgeben. Auch wenn beim „achtsamen Reiten“ überwiegend ruhiges Arbeiten mit dem Pferd im Vordergrund steht, gehören die Gangarten Trab und Galopp sowohl zur Bodenarbeit wie zum Reiten dazu. Ein Pferd bewegt sich in der Natur schließlich auch in allen drei Gangarten (manche haben noch 2 weitere, aber das ist wieder ein anderes – sehr spezielles – Thema). Wichtig für uns zu wissen ist allerdings, dass Pferde überwiegend im Schritt unterwegs sind und dabei grasend und gemütlich Fuß vor Fuß setzen. Um größere Strecken zu überwinden, die vielleicht gerade nicht so nahrhaft oder zu ungeschützt wirken, ist der Trab praktisch für die Pferdeherde. Dabei kann immer noch gut Ausschau gehalten werden nach dem nächsten interessanten Plätzchen. Da Pferde Energiesparer sind, wird ein Galopp selten „nur zum Vergnügen“ angezettelt. Galopp ist die Fluchtgangart des Beutetieres Pferd. Er geht einher mit größerer Anspannung und Aufregung.

Für uns Reiter bedeutet das: Diese geballte Energie muss auch beherrscht werden! Zwar hat der Galopp eine fließendere Bewegung als der Trab, trotzdem wirken ziemliche Fliehkräfte auf den Körper des Reiters beim Angaloppieren, bei jedem Richtungswechsel, in jeder Kurve, beim Langsamerwerden. Das Festhalten mit den Unterschenkeln am Pferdebauch sollte vermieden werden, weil jede Bewegung unseres Beines eigentlich ein Kommando für’s Pferd ist, also eher treibend wirkt. Auch die Zügel sind nicht für’s Festhalten da, sondern nur eine feine Verbindung zum Pferdekopf. Das heißt, Voraussetzung für sicheres Galoppieren ist ein stabiler aber trotzdem lockerer Sitz, gute Balance, sicheres Beherrschen der Hilfen und Kommandos in den niedrigeren Gangarten.

Ich weiß. wie schön Galoppieren sein kann und dass das fliegende Gefühl meist ein großer Ansporn ist, überhaupt reiten zu wollen. Aber leider weiß ich auch, dass viele Menschen wieder mit dem Reiten aufhören (oder gar nicht erst anfangen), weil es ihnen (oder ihren Eltern) zu gefährlich erscheint. Deshalb mein Appell: Gebt Euch genug Zeit! Achtet auf Euer Sicherheitsgefühl! Angstgefühle sind auch dazu da, uns zu schützen. Ein Pferd ist keine Maschine, man kann nie sicher vorhersehen, wie es im nächsten Moment reagiert – es ist ein schreckhaftes und manchmal auch eigenwilliges Wesen. Es geht nicht „nur“ ums Reiten-lernen, sondern auch um die Auseinandersetzung mit diesem großen, besonderen Tier – und mit uns selbst!